Chinesische Arzneimitteltherapie
Die chinesische Arzneimitteltherapie zählt zu den wichtigsten Therapiemethoden der chinesischen Medizin.
In den TCM-Kliniken Chinas werden ca. 80 % aller Behandlungen mit Hilfe von chinesischen Arzneien durchgeführt. Sie gilt deshalb auch als Königsdisziplin der TCM.
Der überwiegende Anteil der Arzneien sind dabei pflanzlicher Herkunft, wobei die Wurzeln den größten Anteil ausmachen. Neben den Pflanzen werden auch Arzneien mineralischer und in seltenen Fällen tierischer Herkunft eingesetzt.
Chinesische Arzneien werden in Deutschland ausschließlich über Apotheken abgegeben und unterliegen somit sehr strengen Verordnungen was deren Qualität und Inhaltsstoffe anbelangt.
In der chinesischen Materia Medica (Beschreibung von Arzneimonografien und ihre Wirkungen) werden mehrere tausend verschiedene Arzneien beschrieben. Die wichtigsten unter ihnen lassen sich dabei auf eine Zahl von etwa 450 eingrenzen um daraus wiederum an die 200 Arzneien herauszufiltern, welche mit am häufigsten verordnet werden.
Darüber hinaus bestehen unzählige überlieferte Rezepturen aus dem Erfahrungsschatz des alten und auch modernen China.
Das wichtigste Werk der Chinesischen Pharmakologie ist das Bencao Gangmu, welches von Li Shi Zhen im 16. Jahrhundert geschrieben wurde.
Auch heute noch geben erfahrene TCM-Ärzte Chinas alt bewährte, wie auch neu zusammengestellte Rezepturen für die Behandlung verschiedener Krankheitsmuster an andere Therapeuten weiter. Während meines Studienaufenthaltes in Chengdu konnte ich auch in diesem Bereich Erfahrungen sammeln.
2015 erhielt die chinesische Wissenschaftlerin Tu Youyou den Nobelpreis der Medizin für die Wirksamkeit des Wirkstoffs Artemisin in der Behandlung von Malaria aus der chinesischen Heilpflanze Qing Hao (Chinesischer Beifuß, Artemisia annua).
Chinesische Arzneimittel werden nach verschiedenen Kriterien eingeteilt:
- Farbe
- Geschmack
- Temperaturverhalten
- verwendeter Teil der Pflanze (Wurzel, Blüte, Blatt, Rinde, Schale, Zweig, Stängel usw.)
- Anbaugebiet
- Wirkrichtung und Wirkort im Körper des zu Behandelnden (z. B. im Kopfbereich usw.)
- therapeutische Wirkung (z. B. Qi tonisierend, Hitze klärend usw.)
- Modifikationen (Hinzufügen oder Weglassen von Arzneien)
- die richtige Dosierung
- Wechselspiel mit anderen Arzneien
- zugeordneter Funktionskreis nach den Lehren der TCM (z. B. Tai Yin = Lunge und Milz)
- Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen
TCM-Rezepturen werden für jeden Patienten individuell rezeptiert.
Basis für jede Behandlung ist eine ausführliche TCM-Anamnese welche die Zungen- und Puls-Diagnose sowie die Befragung des Patienten mit einschließt.
Man unterscheidet verschiedene Zubereitungsformen für chinesische Arzneien:
- Dekokt aus Rohdrogen hergestellt = Tang/Abkochung
- pulversisierte Arzneien = San
- Granulat = Fen
- Pillen = Wan
- Tabletten
- Tropfen
- Tinktur
- medizinischer Wein
- hydrophiles Konzentrat
- Pflaster = Gao
- Salben, Auflagen, Umschläge
In meiner Praxis rezeptiere ich vor allem Arzneien, welche in Form von Granulaten oder auch für die Herstellung eines Dekoktes über die Apotheken zu beziehen sind.
Die Chinesische Arzneimitteltherapie ist ein Verfahren der naturheilkundlichen Erfahrungsmedizin, welche nicht zu den allgemein wissenschaftlich anerkannten Methoden im Sinne einer Anerkennung durch die Schulmedizin zählt. Alle getroffenen Aussagen über Eigenschaften und Wirkungen sowie Indikationen des vorgestellten Verfahrens beruhen auf den Erkenntnissen und Erfahrungswerten der Therapieart selbst, die von der Schulmedizin nicht geteilt wird.